„Keine naturwidrige Handlung bleibt ohne Folgen. Kein natürliches Prinzip kann man unbestraft verletzen, keine natürliche Ordnung beseitigen ohne Gefahr für sich selbst. Die Einordnung des Menschen in die Ordnungen der Schöpfung ist unabdingbare Vorraussetzung für sein Leben.“
Dr. Hans Peter Rusch
In Gesprächen mit Menschen in meiner Umgebung merke ich immer wieder, wie wenig die meisten über die Unterschiede zwischen Bio-Produkten und konventionellen Produkten wissen. Viele denken gar, dass es ausser dem Preis überhaupt keinen Unterschied gibt. Zugleich ist das Vertrauen in die Biosiegel und das Verständnis für höhere Preise der Bio-Produkte gering.
Die Ansprüche an Lebensmittel sind aber bei allen scheinbar hoch:
sie sollen billig sein, gut und appetitlich ausschauen, zu jeder Jahreszeit verfügbar und selbstverständlich ohne Gesundheitsrisiken produziert sein.
In Wirklichkeit sind die Ansprüche an Lebensmittel viel zu niedrig.
Nicht die Verfügbarkeit, das Aussehen und der Preis sind die Merkmale die zählen sollten, sondern was in einem Produkt steckt und dahinter steht. Die Inhaltsstoffe, der Prozess der Lebensmittelherstellung und Verarbeitung, die Menschen die die Lebensmittel herstellen, die Region aus der das Produkt kommt, wie es produziert wurde, gewachsen ist, welche positiven und negativen Umwelteinflüsse die Produktion eines Produktes nach sich zieht, sind Punkte die uns viel mehr interessieren sollten.
Daher ist es mir ein Anliegen, hier einen kleinen ganz konkreten Einblick in unsere Arbeit und den Ökolandbau zu geben und somit vielleicht einen kleinen Beitrag zu mehr Bewusstsein zu leisten.
Die vier Grundprinzipien des Ökolandbaus sind:
Prinzip der Gesundheit
Ökolandbau soll die Gesundheit des Bodens, der Pflanzen, der Tiere, des Menschen und des Planeten als ein Ganzes und UNteilbares bewahren und stärken.
Prinzip der Ökologie
Ökolandbau soll auf lebendigen Ökosystemen und Kreisläufen aufbauen, mit diesen arbeiten, sie nachahmen und stärken.
Prinzip der Gerechtigkeit
Ökolandbau soll auf Beziehungen aufbauen, die Gerechtigkeit garantieren im Hinblick auf die gemeinsame Umwelt und Chancengleichheit im Leben.
Prinzip der Sorgfalt
Ökologische Landwirtschaft soll in einer vorsorgenden und verantwortungsvollen Weise betreiben werden, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der jetzigen und folgenden Generationen zu bewahren und um die Umwelt zu schützen.
Was biologische Landwirtschaft konkret leistet…
Bodenfruchtbarkeit
Die Verbesserung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ist eines der zentralen Themen im Ökolandbau. Es geht nicht nur darum, die Pflanzen optimal mit Nährstoffen zu versorgen, sodass wir einen hohen Ertrag erzielen, sondern die fruchtbare organische Substanz im Boden zu erhöhen, und dadurch Bodenleben und Bodengesundheit zu fördern. Der Ertrag spielt dabei nicht die Hauptrolle, sondern ist ein positiver Nebeneffekt eines gesunden und lebendigen Bodens.
Düngung
Das bedeutet, es werden keine künstlichen Düngemittel verwendet, die zudem unter hohem Energieaufwand hergestellt werden müssen, sondern organischer Dünger wie z.B. Mist und Gülle oder Kompost. Ein weiteres wichtiges Werkzeug zur Düngung ist die so genannte Gründüngung. Da wir zur Zeit keine Tiere halten, und daher auch keinen Mist zur Verfügung haben, ist die Gründüngung für uns eine gute Düngemöglichkeit. Vor oder zwischen landwirtschaftlichen Kulturen werden Leguminosen oder Mischungen aus anderen nützlichen Pflanzen und Leguminosen gesät. Leguminosen sind Pflanzen, die in Symbiose mit Bakterien die in deren Wurzelbereich leben, Stickstoff aus der Luft binden und in den Boden abgeben. Unsere Gründüngungsmischung dient zudem im Sommer als Bienenweide, friert über den Winter ab, bleibt am Boden liegen, bedeckt und schützt diesen und bietet Unterschlupf für viele Lebewesen. Im Frühling werden die Pflanzen in den Boden eingearbeitet und dort zersetzt, so werden die gespeicherten Nährstoffe wieder frei.
Biodiversität und Förderung von Nützlingen
Ein weiterer Vorteil einer solchen Gründüngung ist, dass der Boden durch den ständigen Bewuchs vor Erosion geschützt, gut durchwurzelt und so gelockert wird. Der lockere Boden fördert Bodenorganismen wie z.B. den Regenwurm durch optimale Lebensbedingungen. Aber nicht nur Lebewesen im Boden profitieren davon, sondern auch Insekten. Phaceliapflanzen mit ihren lila Blüten sind nicht nur für uns als Spaziergänger eine Augenweide, sondern auch eine so genannte Bienenweide. Wir achten außerdem darauf, dass auf dem Kräuterfeld stets Blüten für die Bienen vorhanden sind. So bilden sowohl unser Kräuterfeld, als auch die Felder mit der Gründüngungsmischung wahrhafte Oasen für die Bienen, vor allem wenn alle Wiesen rundherum abgemäht sind und weit und breit keine Blüte mehr in Sicht ist.
Vorbeugender Pflanzenschutz
Förderlich für Bodenorganismen, Insekten und natürlich gesünder für uns Menschen ist das Verbot von chemischen Pflanzenschutzmitteln im Ökolandbau. Das Prinzip des Ökolandbaus bezüglich der Pflanzengesundheit ist ein Vorbeugendes. Die Pflanzengesundheit wird gefördert durch den Anbau von bestimmten Sorten, die toleranter gegen Krankheiten sind (das sind oft auch alte und eventuell nicht so ertragreiche Sorten), durch die Förderung der Bodengesundheit und durch die Einhaltung einer weiten Fruchtfolge (keine Monokulturen, sondern Abwechslung der Kulturen auf einer Fläche). Ein vielfältiges System ist immer stabiler als ein Einseitiges und kann sich selbst regulieren. Ein natürliches Gleichgewicht entsteht und Schädlinge können nicht so einfach überhand nehmen. Das bedeutet mehr Arbeit, mehr Wissen, höheren Aufwand und Kosten- ein Grund für die höheren Produktpreise von Biolebensmitteln. Treten Schädlinge und Krankheiten auf, werden diese z.B. durch physikalische Maßnahmen oder mit pflanzlichen Mitteln bekämpft. Das heißt für uns z.B. ganz konkret, Absammeln von Kartoffelkäfern von Hand.
Beikrautregulierung
Das Wort Unkraut gibt es im Ökolandbau nicht, denn auch diese Pflanzen haben alle einen Sinn und Nutzen. Sie bieten z.B. räuberischen Insekten und Parsiten von Schädlingen Unterschlupf, und helfen so, die Schädlingspopulationen zu verringern. Ebenso bedecken und durchwurzeln sie den Boden und leisten dadurch einen Beitrag zur Bodengare (optimale physikalische, chemische und biologische Zustand des Bodens). Ebenso wie beim Pflanzenschutz erfolgt auch die Beikrautregulierung im Ökolandbau vorbeugend und indirekt z.B. durch mechanische Massnahmen (z.B. hacken, jäten,…) oder die Fruchtfolge.
Sortenwahl
Im Ökolandbau spielt die Sortenwahl eine große Rolle. Besonders für die Vorbeugung gegen Krankheiten werden resistente oder tolerante Sorten angebaut. Ebenso wichtige Entscheidungsgründe für eine Sorte sind aber auch der Nährstoffbedarf von Kultursorten, der Standort, die Fruchtfolge und andere Faktoren wie der Geschmack, die Inhaltsstoffe ect. Wir möchten dazu beitragen, die Sortenvielfalt zu erhalten und wieder zu erhöhen und kaufen daher einen Großteil unseres Gemüsesaatguts beim Verein Arche Noah ein.
Alle Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt. Es ist verboten, Texte und Bilder ohne schriftliche Erlaubnis für andere Zwecke zu verwenden.
Kommentar verfassen